Der Wille zur Utopie, zur Anarchie", schrieb Wolfgang Joop kürzlich in der Illustrierten "Gala", sei "Voraussetzung jeder kreativen Handlung". Wenn der deutsche Modeschöpfer und Designer allerdings als freier Künstler in Aktion tritt, geht ihm selbst genau jener Wille zur Anarchie verloren. Dafür sprechen die 31 Zeichnungen und Objekte, die Wolfgang Joop zu einer Ausstellung mit dem beziehungsreichen Titel "Belle Ile Is black beautiful?" zusammengefasst hat. In ihnen zeigt sich Joop als gläubiger Anbeter des Schönen in seiner konventionellsten Form. Er ästhetisiert und behübscht, löst sich keinen Augenblick vom Dekorativen.

Dass der studierte Maler und Bildhauer zeichnen kann, steht außer Frage. Er tut es mit großer Leichtigkeit und Sicherheit. Dass seine Bilder und Objekte aber zugleich so augenfällig dem Modischen und Gefälligen verpflichtet bleiben, ist umso bemerkenswerter, wenn man weiß, dass ihn just eine Reihe von Umweltkatastrophen, unter anderem das Tankerunglück vor der bretonischen Küste, zu seiner neuesten Werkserie inspiriert hat und dass seine Objekte Teil eines Ausstellungszyklus sind, der sich ausschließlich mit gesellschaftspolitischer Kunst beschäftigt. Joops künstlerische Variationen rund um die Komplexität der Farbe Schwarz lassen es selbst dann keine Sekunde an höchster Eleganz mangeln, wenn es darum geht, den Tod Tausender ölverklebter Vögel zu kommentieren: Er zeigt mit schwarzem Lack übergossene Vogelpräparate, die erhöht auf weißen Podesten stehen. Sie wirken wie gerade heiter herbeigeflattert, mit einem Ausdruck ungetrübter Lebendigkeit.

 

An den Seiten der Podeste rinnt der Lack in langen Bahnen von ihnen ab. Auf einem breiten, goldig schimmernden Messingreifen um einen Vogelhals ist kunstvoll die Aufschrift "Raven" eingeprägt. Zum Thema "Umweltkatastrophe" sind durchaus verstörendere künstlerische Arbeiten denkbar. Auch von ironischer Überzeichnung à la Jeff Koons ist nichts zu spüren. Wolfgang Joop hat das Hässliche thematisiert und findet keinen anderen Weg der Annäherung als die Behübschung.

 

 

Aus Joops Zeichnungen spricht der Widerwille, den Pfad des Schönen auch nur einen Augenblick zu verlassen: Ein in bezaubernder Anmut verendeter Schwan ist da zu sehen, ein Akt einer schwarzen Schönen mit schwarzer Tulpe auf rosa Grund oder das Porträt eines beschatteten, schönen, androgynen Gesichts. All das verströmt das durchaus aparte Flair jener designten Mode-Glamour-Welt, in der Wolfgang Joop seine Bahnen zieht. Aber die relevante gesellschaftskritische Stellungnahme, die es sein will, ist es nicht.  

Vogelleichenmarkierung wird zu Modeschmuck: Ein schwarzlackglänzender Vogel reckt seinen Hals in die Luft einen elegant gebogenen Mannequin-Hals, um dessen Mitte ein goldig schimmernder Messingreifen gelegt ist.