Biographie Wolfgang Joop

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Am 18. November 1944 wurde Wolfgang Joop in Potsdam geboren, aufgewachsen auf dem Bauernhof der Großeltern am Park von Sanssouci, zog er 1954 mit seinen Eltern nach Braunschweig , wo sein Vater eine Chefredakteursstelle besetzte beim Kulturmagazin „Westermann's Monatshefte“. 

Er begann 1964 nach seinem Abitur, auf Drängen seines Vaters Werbepsychologie an der TH Braunschweig. Doch brach er das ungeliebte Studium ab und versuchte sich in Restaurationsarbeiten und anderen künstlerischen Arbeiten. 1968 begann Wolfgang Kunsterziehung zu studieren, doch beendete dieses auch nicht.

Nach seiner Hochzeit mit seiner Frau Karin, einer Kunststudentin, zwischenzeitlich wurde er geschieden, nahmen er und seine damalige Frau 1970 an einem Modewettbewerb der Frauen Zeitschrift „Constanze“ teil und gewannen gleich auf Anhieb drei erste Preise. Joop sagte einmal er sei zur Mode gekommen „wie die Jungfrau zum Kind“. Der Erfolg dieser Preise brachte ihm einen Job als Moderedakteur beim Hamburger Frauenmagazin „Neue Mode“ ein, den er aber schon 1971 wieder quittierte, um als anonymer Freelancer – Designer zu arbeiten für weltweit vermarktete Damen- und Herren – Kollektionen. Nicht mehr als einen „Ferienspaß“ sah er seine Tätigkeit als Filmschauspieler.

Joop stellte 1978 erstmals seine eigene Pelzkollektion vor. Dies bedeutete seinen inter nationalen Durchbruch: Die New York Times entdeckte in seinen Entwürfen einen „deutschen Stil“ und verlieh ihm den Ehrentitel „Prussian (Preußischer) Designer“. “Den preußischen Offiziersmantel“ sahen spätere Kritiker immer mal wieder hervorlugen.

Der gutaussehende Designer, der laut Spiegel nach wenigen Jahren schon für die Hälfte aller Deutschen zum Begriff geworden war, präsentierte im Frühjahr 1982 , seine erste eigene Prêt- à-porter – Damenkollektion in Stoff und Leder unter dem Markenzeichen JOOP!.

Kurz zuvor hatte Wolfgang den Damenkonfektionär Artur E. Erlhoff in Ellerau als Partner gewonnen, wo rund 100 Angestellte ausschließlich JOOP! - Mode fertigten.

Im Folgejahr erhielt er den „Fil d`or“, eine Art Mode – Oscar, und wiederum ein Jahr später wurde er von der Europäischen Seiden-Kommission, als erster Deutscher nach elf Jahren, mit dem „goldenen Spinnrad“  ausgezeichnet.

Der inzwischen weltweite Umsatz war auf 15 Mio. angestiegen.

Die erste Herrenkollektion folgte 1985 und „Mann“ konnte bei Joop bald alles kaufen, was anzieht: Schuhe, Krawattennadel, Anzug, Sakko, Smoking, Mantel, Hose, Hemd, Weste, Pulli, Hut, Schal, und Handschuhe. Ein enger Mitarbeiterstab von etwa 40 Personen entwarf als Alternative für den deutschen Mann, was Hamburger und Münchener Boutiquen anboten.

Joop sagte einmal, dass dieser noch wie ein „abgetauter Kühlschrank“ herumlaufe.

Mitunter eine ”Luxus-Müdigkeit” beklagend, andererseits auf ”Luxus auch für den kleinen Geldbeutel” bedacht, setzte er bei der Damenmode auf eine ”neue Weiblichkeit” mit klassisch einfachen Formen, ”jedoch erneuert durch neue Farbigkeit, Mustermix und gewürzt mit körperbewusstem Sex-Appeal”.

Nachdem J. 1985 an der Berliner Hochschule der Künste eine Gastdozentur  im Fachbereich Design übernommen hatte, ernannte ihn die Schule im Juli  1987 zum Honorarprofessor, als der er fortan ein Kompakt-Seminar  ”Pelzmode mit Accessoires” anbot. Im Sept. 1987 kam eine JOOP! - Parfüm - Kollektion in ausgesuchte Kosmetik-Geschäfte. Vermarktet von der Wiesbadener Firma Lancaster, führte sie allein innerhalb des ersten Jahres zu einem Umsatz von 25 Mio. Mark. Lancaster-Chef Herbert Frommen, geleitet von der Idee eines ”Luxuskonzerns” rund um die Marke JOOP!,  die sich so binnen kurzem vom ”Designer-Label zur Lifestyle-Marke” (SZ, 18.7.1994) entwickelte, übernahm auch das Management der neugegründeten Joop GmbH, die 1997 ihre Geschäfte aufnahm.

Mit 18,2 Mio. DM von 14 Lizenznehmern - neben den Bekleidungs- und Parfüm-/Kosmetikfirmen auch Schuh-, Brillen- oder Schmuckproduzenten - konnte die Vermarktungsfirma 1993 ihr Einnahmenvolumen im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppeln und setzte mit der Gewinnung neuer Lizenznehmer (z. B. 1995 der Uhrenproduzent Junghans) und Erschließung ausländischer Märkte weiter auf Expansion. Zur Absatzsteigerung griff die Joop-GmbH schon mal zu ungewöhnlichen PR-Ideen: Gemeinsam mit Sony Classical wurde im Herbst 1995 eine JOOP! - CD mit Opernarien und Herren- oder Damenparfüm aus einer Duftphiole auf den Markt gebracht. 1996 gingen für 400 Mio. DM Bekleidung und v. a. modische Accessoires, die erst mit dem Markenzeichen  JOOP! versehen als begehrte aber auch sehr exklusive Luxusartikel gehandelt wurden, über die Ladentische. Seit Mitte 1996 gab es deutliche Anzeichen einer Krise in der Zusammenarbeit der bislang als außer-gewöhnliches Erfolgsduo geltenden Gesellschafter Frommen und J.: Frommen hatte im April 1996 mit dem amerikanischen Kosmetikkonzern Estée Lauder die Palladio Fragrances International GmbH in Wiesbaden gegründet und ein Parfüm auf den deutschen Markt gebracht, was J. als Vertrauensbruch bezeichnete und im März 1997 beim Landgericht Hamburg Klage gegen Frommen wegen Verstoß gegen das Wettbewerbsverbot einreichte. Außerdem warf J. seinem Geschäftsführer, der im Herbst 1996 seine Anteile auf die Familie übertragen hatte, vor,  seit Jahren die Geschäfte ”egozentrisch”, ”ohne Dialogfähigkeit” und ”ohne Gespür für Märkte” geführt zu haben. Im Nov. 1997 signalisierten die Frommen-Familie und anderen Anteilseigner Verkaufsbereitschaft und J. gab seine Pläne bekannt, einen neuen Partner für die JOOP! - Gruppe zu gewinnen, ”um die stockende Internationalisierung wieder in Gang zu bringen”, wie er gegenüber dem Handelsblatt (21./22.11.1997) äußerte.

Als Wunschkandidat nannte er dabei die Hamburger Wünsche AG unter der Führung des neuen Vorstandchefs Peter Littmann. Im Febr. 1998 übernahm die Wünsche AG, interessiert, mit der international anerkannten Edelmarke  ein kräftiges Zugpferd für die angestrebte Umstrukturierung in ein reines Textilunternehmen zu erhalten, schließlich rückwirkend zum

1.1.1998 für 150 Mio. DM 95 % der Anteile der Joop GmbH.

Der neben Karl Lagerfeld und Jill Sander erfolgreichste deutsche Modedesigner geriet über seine wirtschaftlichen Aktivitäten hinaus auch immer wieder mit Skandalen in die Schlagzeilen. ”Eine Störaktion von Konkurrenten oder Neidern”, so J., sorgte im Jan. 1990 für Aufsehen,  als die Polizei seine Hamburger Privat- und Geschäftsräume durchsuchte und man gegen ihn wegen Verstoßes gegen das Betäubungsgesetz ermittelte.  Ein Dealer hatte ihn beschuldigt, Kokain gekauft zu haben (Hbg. Abl., 1.2.1990). Die Nachforschungen der Ordnungshüter blieben ebenso erfolglos wie die im Dez. 1991 wieder eingestellten Ermittlungen  der Bundesanwaltschaft, nachdem das Blatt ”Super” drei Monate zuvor kolportiert hatte, J. habe für den ehemaligen DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski spioniert. Hintergrund der Schlagzeilen-Attacken war seine Zusammenarbeit mit der weltberühmten Meissner Porzellanmanufaktur, die ihn, als ersten westlichen Designer überhaupt, mit dem Entwurf eines Services beauftragt hatte. J. pflegt jedoch auch bewusst sein öffentliches Image als Nonkonformist und zieht in Gesprächen und eigenen Artikeln immer wieder gegen die ”sogenannte Moral” und ”gesunde Volksmeinung” zu Felde. ”Ich war schon immer lieber  mit den Nutten vom Hauptbahnhof unterwegs als mit den braven Söhnen von der Elbchaussee”, erklärte er in einem SPIEGEL-Interview (24.5.1993).

Massive Reaktionen aber auch Anerkennung für seine Freimütigkeit erntete  er Anfang 1996 mit seinem Bekenntnis zur Bisexualität, worüber sich der Modemacher selbst überrascht zeigte. Behauptet J. einerseits souverän, ”auf der Klaviatur der Medien spielen zu können” (WELT, 15.4.1996), so ist sein Verhältnis zur Boulevardpresse doch nicht ungetrübt. Heftig reagierte er im Aug. 1997 auf einen Bericht der ”Bunten” über den Tod  des italienischen Modeschöpfers Gianni Versace, in dem Vorurteile über Homosexuelle ausgebreitet wurden. J. sprach von einem ”faschistischen Stil”, von ”Sozialneid, gemischt mit Infamie und Verbalkitsch”, und verhängte einen drei Monate währenden Anzeigenboykott gegen Zeitschriften des ”Burda”-Verlages, bei dem das Joop-Auftragsvolumen in den letzten  beiden Jahren auf rund 3,5 Mio. DM für Parfümanzeigen und 1,83 Mio. DM für Mode beziffert wurde.

Wolfgang Joop verlegt seinen Firmensitz von Hamburg nach Potsdam. Im Juli 1998 ist der Kaufvertrag für die Villa in Brandenburgs Hauptstadt unter Dach und Fach. 4.700 qm am Heiligen See, direkt gegenüber des Marmorpalais. Joop schaffte damit 10 neue Arbeitsplätze und zahlte 4,5 Mio. Mark für die Villa.

25. August 1998 (MA-Journal): Nach einer Meldung der FAZ steht die  Partei ”Chance 2000” von Christoph Schlingensief trotz teilweise umfangreicher Spenden von Wolfgang Joop, Alfred Biolek und Harald Schmidt vor dem Konkurs. Nun biete sich die Partei, bei der 90.000 DM Schulden aufgelaufen sind, zum Verkauf an.

24. Februar 1999 (MA-Journal): Der Vorstandsvorsitzende der Wünsche AG,  Peter Littmann, weist, nach einem Bericht der FAZ, die Wünsche von  Wolfgang Joop zurück, die Anfang 1998 an die Wünsche AG veräußerten Anteile wieder zurückzukaufen. Der Verkauf der Beteiligung (95 Prozent) stehe nicht zur Diskussion. Littmann lässt auch dementieren, dass es innerhalb des Gesellschafterkreises Kräfte gebe, die auf seine Ablösung drängten.

21. September 1999 (MA-Journal): Die Joop GmbH, die zur börsennotierten Wünsche AG gehört, geht eine strategische Allianz mit der Heinrich Heine GmbH ein, einer Tochtergesellschaft der Hamburger Versandgruppe Otto.  In den nächsten drei Jahren sollen 20 Franchise-Geschäfte unter der Regie der Joop Stores GmbH eröffnet werden.

13. Oktober 1999 (MA-Journal): Der Modeschöpfer Wolfgang Joop bietet der FDP seine Mitarbeit an. Er würde gerne für die FDP bei den nächsten  Hamburger Bürgerschaftswahlen kandidieren. Er wolle ”die Stimme der Jugend und der Liberalität” sein, sagt der 54jährige. Joop dazu (Zitat): „Die Hamburger FDP hat mich als Spitzenkandidat aufgestellt, ohne mich zu fragen. Nun werde ich deswegen beschimpft und gepriesen. Nächste Woche werden wir die Sache klären, einige Regionalpolitiker mussten bereits zurücktreten. Die haben jetzt genügend Zeit, um in Ihren Möbeln zu faulenzen.“

Im Jahr 1999 gründete er seine Firma "Wunderkind", mit Sitz in Potsdam.

Am 09. Februar 2000 war es in New York soweit, Wolfgang Joop stellte nach 2-jähriger Pause seine neue Modekollektion mit Erfolg vor.   

Im März 2000 zeigte er seine neueste Kunst in den Ausstellungsräumen von Beate Wedekind. Titel „Belle Ille – Is black beautiful“ Für seinen präparierten Raben ließ sich der Modemacher von Umweltkatastrophen, wie dem Tankerunglück der „Erika“ vor der bretonischen Küste, inspirieren.

Im Mai 2000 heiratet seine jüngste Tochter Florentine einen jungen hoffnungsvollen Studenten. Sie macht als Schriftstellerin ihrem Name alle Ehre, mit ihrem ersten Kinderbuch „Bonifacio oder das Geheimnis der Faultiere“ und hat inzwischen ein Neues auf den Markt gebracht mit dem Titel „Don Igitti und die Bellkartoffel“.

Mit 55 macht Wolfgang Joop schon sein Testament. Firma, Penthouse in New York, die Villa in Potsdam und jede Menge Luxusgüter sind aufzuteilen unter seiner Exfrau, den beiden Töchtern Florentine und Henriette sowie Edwin, seinem seit Jahrzehnten emotionaler – nicht erotischer – Partner.

Von Jette, deren Schmuckkollektion exklusiv bei Juwelier „Christ“ zu bestaunen und käuflich zu erwerben ist, wünscht Joop sich, dass sei seinen Part in der Firma übernimmt, denn auch in der Modebranche hat sich Jette bereits einen Namen gemacht.

Wolfgang Joops neuestes Projekt, der Film „Suck my dick“ mit Katja Flint und Hannelore Elstner kommt im Herbst 2001 in die Kinos. Nicht zu vergessen ist seine Living – Kollektion, sein Kochbuch „Hectic Cuisine“ und sein Buch „Das kleine Herz“.

Desweiteren plant er einen Film über sein Leben, den er selber drehen möchte, und er möchte eine Kneipe in Berlin aufmachen, deren Inneneinrichtung, er wohl schon optisch vor Augen sieht.

Die Wünsche AG will die restlichen fünf Prozent der Anteile an der Joop GmbH von Wolfgang Joop übernehmen. Derzeit verhandeln Wünsche-Vorstand und Joop-Geschäftsführung mit dem Modedesigner über diese Transaktion sowie über eine „modifizierte Form der zukünftigen Zusammenarbeit“, teilt Wünsche mit. Dabei würden auch die Auswirkungen einer möglichen Beendigung der Zusammenarbeit geprüft.

Joop ist bekannt für seine ganzjährige Sonnenbräune und seine Vorliebe, in Talk-Shows und Interviews Klartext zu reden. So überraschte er die deutsche Öffentlichkeit vor einigen Jahren etwa durch sein Bekenntnis zur Bisexualität.